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Es ist Nacht. Die Stille wird nur durch das Klappern der Tür unterbrochen, wenn der Wind ins Zimmer fegt.
In der Dunkelheit und Stille dehnen sich die Schmerzen in meinem Körper aus. Meine Gedanken nehmen Fahrt auf. In meinem Kopf entsteht eine Kakophonie, die meine Müdigkeit vertreibt.
Der Schlaf hat sich in die Zimmerecke verkrochen. Alte Gespenster räkeln sich und unwichtige Alltagssorgen blähen sich auf. Sie werden zu hohlen Gestalten, die das Haus bevölkern.
Es ist Nacht. Die Träume werfen ihre Netze aus. Gleich zarten Spinnweben schleichen sie sich in meine ruhelosen Gedanken.
Es ist die Zeit der Geschichten. Die Seele webt Geschichten, die heilen und Ruhe schenken. Seelengeschichten sind märchenhaft und versponnen. Sie werden von Zauberwesen bevölkert, die naive, kindliche Abenteuer erleben.
Aber es gibt auch die, die von Hammerschlägen und zerberstenden Köpfen erzählen. Die Nacht hält laute und grausame Geschichten bereit und solche, die ihre Wurzeln in quälenden Alpträumen verankert haben. Sie machen mir Angst und doch entfalten sie ihre heilsame Kraft.
Leise Geschichten erzählen von Liebe und tiefem Vertrauen. Sanft scheuchen sie die alten Gespenster wieder in ihre Höhlen zurück.
Tränen lösen sich, wenn die Seele ihre traurigen Geschichten erzählt, die aus dem Samen tiefen Schmerzes gewachsen sind. Sie lassen den aufgeblasenen Alltagssorgen die Luft raus.
In schlaflosen Nächten schenkt die Seele mir auch die vergnügten Geschichten, die mich mit ihrem Geplapper zum Lachen bringen.
In der katzengrauen Nacht leuchten die Worte warm und hell, -
bis sie langsam leiser werden und schließlich schweigen. Die Stille ist tief geworden und friedlich.
April 21
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