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Es werden Posts vom Oktober, 2021 angezeigt.

Die 12. Rauhnacht - Licht

Die 12.Rauhnacht schließt den Kreis. Ihr ist die Energie des Dezembers zugeordnet, der gerade erst hinter uns liegt. Es ist der dunkelste Monat, aber auch der Monat der Sonnenwende. Das Weihnachtsfest, das heute an die Stelle uralter Sonnwend- und Lichterfeste gerückt ist, feiert den Anbruch einer neuen Zeit. Die Dunkelheit ist zu Ende und das Licht übernimmt im Jahreskreis wieder die Führung. Warten auf das Licht, Rückschau halten und Ausrichtung auf das Neue sind die Geschenke des Dezembers. Vor oder in der letzten Rauhnacht (die Nacht vom 5. auf den 6. Dezember) nimm noch einmal diese Zeit ins Visier. Wie hast du dich gefühlt, bevor du die Zeit der Rauhnächte begonnen hast? Wie fühlst du dich heute? War es eine Last, sich jeden Tag Zeit zu nehmen, die Energie der entsprechenden Nacht aufzunehmen oder ein Geschenkt? Bist du deiner inneren Sehnsucht auf die Spur gekommen? Gib dich in dieser Nacht ganz dem Gefühl hin, aus der Dunkelheit ins Licht zu treten. Gehe diesem stärke

Die 11. Rauhnacht - Wandel

Die 11.Rauhnacht ist der Energie des Novembers anvertraut. Der November ist ein Monat, den viele Menschen fürchten wegen seiner Tristesse, den vielen dunklen Nebeltagen und dem nahenden Winter. Es ist sicher kein Zufall, dass es der Monat der Totengedenktage ist. Die Natur hat sich von der Zeit des Wachsens, der Saat und der Ernte verabschiedet. Abende im Freien, Ausflüge in die Natur und andere Freuden des Sommers sind zu Ende und das Leben spielt sich vorwiegend in Innenräumen ab. Die wenigen Farben, die Dunkelheit und Kälte, die noch nicht von den Adventskerzen erhellt ist, lassen uns unsere Trauer ganz besonders schmerzlich spüren. Es ist aber auch eine Zeit des Rückzugs. Bäume und Blumen haben sich in ihr Innerstes zurückgezogen und ihre Knospen oder Zwiebeln noch fest verschlossen. Der Rückzug in uns selbst, das Langsamer-Werden der Zeitabläufe und die wenigen Gelegenheiten einander zwanglos zu begegnen, geben uns die Möglichkeit, unser Leben in Ruhe zu betrachten. D

Die 10. Rauhnacht - Frieden

Die zehnte Rauhnacht steht im Zeichen des Oktobers. Der Sommer hat sich endgültig verabschiedet, die Ente schenkt uns Früchte in Hülle und Fülle und die Natur beginnt, sich in sich selbst zurückzuziehen. Noch einmal bekommen wir Sonne und eine Komposition von Farben geschenkt, die Herz und Auge glücklich macht. Der kommende Winter greift schon nach uns und wir lernen, die aufkommende Dunkelheit anzunehmen. Die Saison ist vorbei und wir können nichts verpasstes zurückholen. Die Ernte ist, wie sie ist. Gedanken darüber, was wir besser gesät hätten, wie das Wetter hätte sein sollen, lohnen nicht. Auch zu Beginn des neuen Jahres drängt sich die Einsicht auf, dass wir das Vergangene nicht zurückholen können. Bleibe nicht dabei stehen, über Fehlentscheidungen oder verpasste Chancen nachzudenken. Hadere nicht damit, dass alles so geworden ist, wie es nun einmal ist. Alles, was du erlebt hast, gehört zu dir, es sind deine Erfahrungen, die zu Wachstum, Weisheit und Reife führen. Durch a

Die 9. Rauhnacht - Geduld

Die neunte Rauhnacht ist dem September nahe. Der September ist ein Monat, in dem der Sommer zwar schon vorbei ist, aber noch nachklingt. Es gibt noch warme Tage, der Regen wird schon mehr und es wird kälter. Die Hitze des Hochsommers ist vorbei, die Ernte hat begonnen, aber bis die Äpfel reif sind, müssen wir uns noch gedulden. Es ist ein langsamer Wechsel von der Hitze und Trockenheit zu den bunten Farben des Oktobers. Auch am 2. Januar ist das alte Jahr vergangen, klingt aber noch nach. Auch wenn wir Altes loslassen konnten, müssen wir noch langsam in das neue Jahr hineinwachsen. Du kannst dich in die Energie des Neubeginns einschwingen, aber lass dir Zeit dabei, in die Aktivität zu kommen. Abschied nehmen braucht Zeit und neue Wege sind mitunter schwierig. Gönn dir diese Zeit. Lege immer wieder Pausen ein. Übe dich im Nichtstun. Schau zwischendurch aus dem Fenster, starre Löcher in die Luft, atme genüsslich ein und aus, mache Pausen. Es tut gut, die Seele langsam nachkommen z

Die 8. Rauhnacht - Glück

Die 8.Rauhnacht ist mit der Energie des Augustes verbunden. Im August sind Sonne und Wärme auf ihrem Höhepunkt angelangt. Es ist eine Zeit, in der wir unsere Freizeit möglichst draußen verbringen, das Freibad, den Garten oder Waldspaziergänge genießen und uns mit Freunden zu Unternehmungen treffen. Wir dürfen das Leben genießen und auskosten. Auch der erste Januar ist von Glücksbringern und Glückwünschen geprägt. Das Jahr liegt vor uns, wie ein verschneiter Weg, den noch niemand vorher betreten hat. Die Energie des Anfangs treibt uns und lässt uns Vorsätze fassen und Pläne schmieden. Nicht alle werden uns gelingen und nicht alles werden wir durchhalten, aber was wir nicht versuchen, wird erst recht nie Wirklichkeit. Der Neujahrstag ist ein Tag, an dem es guttut, dir bewusst zu machen, dass jeder Atemzug ein Neubeginn, ein Schöpfungsakt ist. Nimm dir ein wenig Zeit, auf deinen Atem zu achten. Jeden Atemzug ist ein Geschenk des Lebens an dich. Auch jeder neue Morgen ist solch ein B

Die 7. Rauhnacht - Übergang

Die 7. Rauhnacht wird der Energie des Julis zugeordnet. Der Juli ist die Zeit des Hochsommers, der Hitze und der Reifung. Die Natur ist in ihrer vollen Kraft und alles ist damit beschäftigt zu wachsen und zu reifen. Wer einen Garten hat, weiß welche Menge an Biomasse in diesen Wochen hervorgebracht wird. Es ist aber auch der Übertritt in die zweite Jahreshälfte. Diese 7. Rauhnacht ist eine besondere Nacht. Der Jahreswechsel wird laut (oder leise) gefeiert, es wird abgeschlossen, was abgeschlossen werden kann und mit viel Krach werden die alten Geister vertrieben. Aus Gründen des Umweltschutzes ist ein großes Feuerwerk sicher nicht gut zu heißen, aber der Grundgedanke des Verabschiedens des alten Jahres ist heilsam. An diesem Tag tut es gut, noch einmal über das vergangene Jahr nachzudenken und zu entscheiden, was gut und stärkend war und was schwer und belastend war und ist. Manche Konflikte trägst du vielleicht schon seit Monaten mit dir herum, von Träumen und Plänen hast du

Die 6. Rauhnacht - Herzenswärme

Die 6. Rauhnacht symbolisiert den Juni, den Übergang des Frühlings in den Sommer. Auch der Juni ist eine Zeit der Fülle und der Lebensfreude. Im Juni erleben wir den längsten Tag, den Gegenpol zur Wintersonnenwende am 21.Dezember. Noch bevor der Sommer richtig angebrochen ist, werden die Tage schon wieder kürzer und die Dunkelheit kündigt sich an. Deutlicher könnte uns der Wandel des Lebens kaum vor Augen geführt werden. Wo Licht und Wärme ist, ist auch Dunkelheit und Kälte. Jeder Lebensweg ist ein wildes Durcheinander von Freude und Leid, von Glück und Schmerz. Sich dem Leben öffnen, heißt, das Herz öffnen, um das anzunehmen, was uns geschenkt und das, was uns zugemutet wird. Vertrauen ins Leben und Herzenswärme können wir nicht entwickeln, wenn wir uns den Erfahrungen verschließen. In deinem Herzen kannst du einen Raum der Stille finden, in den du dich zurückziehen kannst, wenn dich dein Leben überfordert. Das Licht und die Wärme, die du dort findest, kannst du festhalten, stärken

Die 5. Rauhnacht - Fülle

Die fünfte Rauhnacht steht im Zeichen des Monats Mai. In der Natur ist es der Monat, in dem das Leben explodiert. Wärme, Licht, Blumen, Grün, alles gibt es im Überfluss. In früheren Zeiten waren die Gefahr und der Mangel des Winters vorbei und die Lust am Leben brach sich wieder Bahn. Das Weihnachtsfest mit seiner Fülle an Begegnungen und Genüssen liegt gerade erst hinter dir. Zünde die Kerzen noch einmal an und rufe dir die Tage in die Erinnerung zurück. (Das tust du natürlich nur dann, wenn das Fest auch ein positives, erfülltes Fest war.) Nimm dir Zeit, einen schönen Stift und ein Stück Papier oder ein Heft. Vielleicht hast du ein Tagebuch oder ein Gedankennotizheft oder etwas Ähnliches. Schau dir dein gegenwärtiges (und dein vergangenes, wenn du das Bedürfnis dazu hast) Leben. Schreibe alles das auf, wofür du dankbar bist. Betrachte alle Aspekte deines Lebens: Menschen, die dich begleiten, deine Arbeit, deine Alltagsaufgaben, deine Wohnung, deine Gesundheit, deine Freizeitaktivi

Die 4. Rauhnacht - Gelassenheit

Die vierte Rauhnacht ist geprägt von der Energie des Aprils. Im April gewinnt das Frühjahr zwar schon an Kraft, ist aber geprägt von Unsicherheiten, plötzlichen Wetterwechseln. Nichts ist wirklich verlässlich. An einem Tag kann es Kälte und Wärme, Sonne, Regen und Temperaturstürze geben. Bäume und Blumen blühen und verlieren ihre Blüten im Sturm oder durch einen späten Frost. Im April ist in der Natur vor allem eines sicher: nichts ist sicher und nichts wirklich planbar. Wie gehst du mit solchen Wechseln um? Kannst du sie annehmen oder fallen dir Veränderungen schwer? Wie gelassen bleibst du in den Stürmen des Lebens, wie leicht kannst du loslassen? Um der Gelassenheit auf die Spur zu kommen, hilft eine kleine Körperübung. Nimm einen Gegenstand (einen Tennisball, eine Tempopackung o.Ä.) in die Hand. Halte ihn eine Weile fest, bis er die Wärme deiner Hand angenommen hat. Packe ruhig fest zu, bis das Festhalten schmerzhaft wird. Dann entspanne deine Hand und deinen Arm. Lass den Gege

Die 3. Rauhnacht - Sein

Die dritte Rauhnacht ist dem März zugeordnet. Im März bekommen wir schon eine Ahnung davon, dass der Frühling, das Licht und die Wärme an Kraft gewinnen. Im Garten werden erste Vorbereitungen getroffen und vielleicht ein Frühbeet angelegt. Es gilt gut zu unterscheiden, welche Pflanzen unsere Hilfe und Unterstützung brauchen und welche einfach nur Zeit zum Wachsen benötigen. So gibt es auch in unserem Alltag manches, was Unterstützung braucht und wo unser Tun gefragt ist. Anderes braucht nur Zeit, Geduld und Muße. Es ist eine Lebensaufgabe, vom aktiven Tun in das reine Sein zu kommen. Unsere Wünsche, Pläne und Ängste für unsere Zukunft werden oft von Erfahrungen oder Ängsten aus der Vergangenheit gespeist. Heilung bringt es, sich von den Gedanken und Gefühlen zu lösen und nur die Gegenwart wahrzunehmen, nur zu sein. Nimm dir heute immer wieder Zeit, einfach nur im Moment zu verharren. Setz dich ans Fenster und schaue absichtslos hinaus. Beobachte den Strom deiner Gedanken gelassen

Die 2. Rauhnacht - Stille

Die zweite Rauhnacht ist dem Februar zugeordnet. Im Februar zeigen sich erste kleine Frühlingsboten, wie die Haselnussblüte oder auch die ersten Schneeglöckchen. Die Tage werden spürbar länger und heller, aber es dauert noch einige Wochen, bis es Frühling wird. Es braucht Zeit und Ruhe, bis die Natur genug Kraft gesammelt hat, um die neue Wachstumsperiode zu starten. Auch dir kann es gut tun, an diesem Tag die Stille besonders zu spüren und zu deiner Freundin zu machen. Wenn du magst, suche dir einen Platz, an dem du gut zur Ruhe kommen kannst und führe eine kleine Achtsamkeitsübung durch. Spüre deinen Körper, wie er sich jetzt gerade anfühlt und achte eine Zeit lang darauf, wie dein Atem ein- und ausfließt, ohne dass du etwas tun muss. Es passiert ganz von allein. Zwischen den Atemzügen gibt es eine kleine Pause. Bei manchen Menschen entsteht sie nach dem Einatmen und bei anderen nach dem Ausatmen, bevor der neue Atemzug einströmt. In dieser kurzen Pause wird die Stille besonders er

Die erste Rauhnacht - Reinigung

Die erste Rauhnacht ist dem Januar zugeordnet. Die Aufbruchstimmung des beginnenden Jahres trifft auf die Winterruhe in der Natur. Den Beginn der Rauhnächte kannst du nutzen, dich auf die kommenden Tage vorzubereiten, indem du bewusst ein Reinigungsritual durchführst. Ein Meersalzbad oder eine Meersalzabreibung unter der Dusche können helfen, sich auf die Tage des Rückzugs vorzubereiten. Ein wenig Räucherkohle anzuzünden und Salbei zu verbrennen unterstützt dabei, sich von negativen Gedanken und Energien zu lösen. Heute will ich mich verabschieden von allem, was mir an Altlasten aufgelegt ist. Heute will ich meine Seele säubern von all den Sätzen des vergangenen Jahres, die sie verdunkeln. Heute will ich die Kostbarkeiten polieren, die meine Sein der Welt schenkt. Heute will ich mein ganze Person der heilenden Energie öffnen, die die Rauhnächte in die Welt bringen. Marion Theresa Douret Hast du Lust auf mehr Inspiration zur 1. Rauhnacht? Dann schau mal im Atelier in der

Die Rauhnächte - Von alten Bräuchen und gelingendem Leben

Die Zeit Zwischen den Jahren Die Feiertage sind vorbei und das neue Jahr streckt schon seine Hände nach uns aus. Das Planen, Vorbereiten, die (hoffentlich) erfüllenden Begegnungen, die enttäuschten Hoffnungen, die Trauer, die Einsamkeit und die rührseligen Erinnerungen an vergangene Weihnachtstage liegen hinter uns, aber der Alltag mit all seinen Anforderungen ist noch nicht zurück. Es ist eine besondere Zeit, die wir „zwischen den Jahren“ nennen. Ruhe kehrt ein, sofern wir das zulassen (und nicht im Einzelhandel oder Gesundheitswesen arbeiten…). In diesen Tagen tut es gut, einmal Rückschau zu halten, was das letzte Jahr uns geschenkt oder zugemutet hat. Es gibt Menschen, Dinge, Gefühle oder Pläne, von denen wir uns verabschieden müssen oder wollen. Innehalten und den Blick zurück richten Was hat dich getragen im letzten Jahr? Was war dir wichtig? Wer hat dir gut getan? Welche Erinnerung möchtest du für immer in deinem Herzen behalten? Was ist aus den Plänen und Vorsätzen im letzt

Die Welt bewegen

Emilia schlenderte durch die Straße. Die genoss das Leben um sich herum. Es war ein warmer Abend und die Gaststätten hatten ihre Tische und Stühle herausgestellt. Fröhliches Geplauder umschwirrte sie. Getragen von den Stimmen, wurden ihre Schritte leicht. Unter einem Baum stand eine Bank, auf der sie sitzen und das Gewimmel beobachten konnte. Sie sah junge Familien, deren Kinder zwischen den Tischen fangen spielten. Ein kleiner, südländisch aussehender Junge, sauste mit seinem Roller vorbei. Sie spürte einen leichten Luftzug und hörte sein glucksendes Lachen. Einige Paare saßen um einen Tisch, die gesenkten Blicke fest auf die Handys gerichtet. Andere plauderten und lachten. An manchen Tischen herrschte friedliche Stille, an anderen war die Stille aggressiv und drohte, die Luft zu zerreißen. In der Eisdiele schräg gegenüber stritt ein Paar. Die Frau stand auf und lief davon. Sie sah eine Geburtstagsgesellschaft, deren laute Stimmen auf einen gestiegenen Alkoholspiegel schließen lie

Aus dem Leben eines Laminiergerätes

Also, eigentlich heiße ich ja George. Nur weiß das niemand. Die nennen mich hier Laminiergerät. Ein paar von denen, die sich ganz toll vorkommen, sagen sogar Laminator. Gefällt mir ja besser. Klingt nach Terminator. Ich würde sofort mit so einer Kampfmaschine tauschen. Alles besser, als hier zu stehen und dauernd heiß zu werden. Hat sich mal jemand überlegt, was für einen Schaden die ständige Überhitzung anrichtet? Natürlich nicht, ich bin ja nur eine Maschine. Wenn ich kaputt bin, werde ich ausgetauscht. Stellt euch mal vor, mich euch würde so umgegangen. Da sagt ihr nix mehr, oder? Oh nein! Da kommt die mit der lauten Stimme. Das auch noch. Die zieht auch noch jede Folie zweimal durch. So eine Verunglimpfung meiner Arbeit. Als sei ich nicht in der Lage, meine Arbeit gleich ordentlich zu machen. Also könnten die Damen das überhaupt beurteilen. Jetzt kommt auch noch die Dünne mit den kurzen Haaren dazu. Ich weiß genau, was passiert: Ein ewiges, lautes Gemecker über schwierige Kind

Herbst

Diesmal ist der Herbst mit einer kleinen Wehmut verbunden. Es liegt eine winzige Traurigkeit in dem Bewusstsein, dass der Sommer noch fehlt. Meine Seele ist noch nicht gesättigt mit warmen Sommerabenden und Tagen voller Licht. Ich übe gerade das anzunehmen und mich dem sanften Licht des Herbstes anzuvertrauen. Die schaukelnde Bewegung der fallenden Blätter besänftigt mich. Das zarte Rascheln, wenn ein Blatt den Boden berührt, ist für mich der Inbegriff der Stille. Ich halte eine glänzende Kastanie in der Hand und freue mich über die Lichtreflexe auf der glatten Schale. Meine Hand umschließt sie und ich genieße das beruhigende Gefühl, das von ihr ausgeht. Mein innerstes Sein drängt sich vorsichtig in mein Bewusstsein und wünscht sich Rückzug und Stille. Der Wald riecht nach Pilzen, Laub und feuchter Erde. Der Wind beginnt, die Geschichten des vergangenen Sommers zu erzählen. Ich höre ihm zu und fange die ein oder andere ein, um sie aufzuschreiben. (Marion Theresa Douret)

Der verlorene Pinsel

Der Pinsel lag auf dem Gehsteig. Er sah ein bisschen zerrupft aus und Farbreste klebten an ihm. Vorsichtig nahm Lara ihn in die Hand. Er hatte etwas Majestätisches an sich. Wie ein alter Mensch, dessen Gesicht die Geschichten seines Lebens erzählt. Wo er wohl herkam? Lara betrachtete die Farbkleckse auf seinem Stiel und seine zerzausten Haare. Es schienen Naturhaare zu sein. Ein Teil war ganz verklebt, aber die freien Borsten waren ganz zart und weich. In Laras Kopf entstanden Bilder eines Rotmarders, der frei und wild durch den Wald streifte. Ob ihr die Erinnerung an dieses Tier ermöglichen würde, freie und wilde Bilder zu malen? Ihre Hand spürte schon, wie sie den Pinsel in eine satte, starke Farbe tauchte und den ersten Strich auf einer verheißungsvoll leeren Leinwand zog. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen und sie steckte den Pinsel ein. Zu Hause stellte sie ihn zunächst zu den andern ins Pinselglas. Er sah fehl am Platz aus, so zerzaust und schmutzig zwischen all den Vorzeigep

Stundenschlag

  Stundenschlag S Jede Sekunde ist ein Geschenk und jeder Stundenschlag will uns an unsere Lebensaufgabe erinnern, immer mehr wir selbst zu werden.

Liebesbrief

Liebster Max, schon vor drei Wochen bist du nach München gezogen. Jeden einzelnen Tag verzehrt sich meine Seele nach dir. Die Stunden dehnen sich, bis es endlich Abend wird und deine Nachricht auf meinem Handy erscheint. Du erzählst mir von deinem Tag und ich finde endlich Frieden und Nähe bei dir. Schon der Klang deiner Stimme versöhnt mich mit dem Leben. Du fragst mich, ob ich alles erledigt habe, was du mir aufgetragen hast. Natürlich habe ich das, Liebster. Du sollst wissen, dass unser Haus genauso auf dich wartet, wie du es verlassen hast. Die neue Arbeitsstelle ist eine tolle Chance für dich. Ich freue mich so sehr für dich. Nur bin ich einsam. Wie gerne würde ich mir einen Job suchen, um wieder unter Leute zu kommen. Aber du hast natürlich Recht: Meine Aufgabe ist es, für dich zu sorgen. Ich bin undankbar, denn du trägst mich auf Händen. Verzeih mir, Liebster, dass ich davon angefangen habe. Gestern hast du gesagt, ich sei eine schöne Frau und du wolltest nicht, dass fremd

Einhörner gibt es doch - eine Liebesgeschichte

Leon stand vor der Tür der Uni und schaute auf die Ströme von Studenten. Sein Herz klopfte und es dauerte eine Weile, bis er sich traute, einzutreten. Er war froh, dass er nicht nur die Schule, sondern auch die Kleinstadt, die seine Heimat gewesen war, verlassen konnte. Die letzten Jahre waren schwierig gewesen. Er war ein Außenseiter gewesen, Opfer von Spott und Häme. Er war so gar nicht cool, passte nicht in die Gruppen der anderen. Die Mädchen beachteten ihn nicht. Die Jungen machten sich über ihn lustig. Er spielte nicht Fußball, fuhr kein Auto und die Saufereien wollte er nicht mitmachen. Leon wusste, dass er anders war, aber er hatte keine Ahnung, was er falsch machte. Einmal hatte er länger mit Emelie an der Bushaltestelle gestanden. Emelie wohnte in der Nachbarschaft und war ganz ok. Also fasste er sich ein Herz und fragte sie, was er tun könnte, um dazu zu gehören. Emelie hatte mit den Schultern gezuckt. „Du bringst es halt einfach nicht“, hatte sie gesagt. Leon atmete

April - Übungsfeld und Herausforderung

  Im April liegen Licht und Schatten eng beieinander. Zugegeben: Mir wäre es auch lieber, wenn der April warm und sonnig wäre. Im Garten sitzen, Fahrrad fahren und die Pracht der blühenden Bäume genießen wäre (trotz Heuschnupfen) genau das Richtige.  Hilft aber nix. Draußen stürmt und tobt es. Schnee, Regen und Sonne wechseln sich ab. In der Nacht friert es wieder und am Tag hole ich die Mütze und die Handschuhe wieder hervor.  Wie oft geht mir das auch im Alltag so. Es scheint eine ruhige Zeit zu sein. Die Tage laufen in ruhigen Bahnen und ich richte mich behaglich ein. Es könnte ja sein, dass es doch so etwas wie ein „Happy End“ gibt. „Sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage“, klingt in meinen Ohren auch verlockend. Manchmal bin ich einfach müde von den Lebenskämpfen und möchte ausruhen. Kennst du das? Aber wie schnell würde sich Langeweile einstellen. Die Tage wären ereignislos. Wie schwer wäre es, eine Lebenshaltung der Dankbarkeit aufrecht zu erhalten.   Eines steht für mich

Der nächste Schritt

  Der nächste Schritt Mühsam quälte sie sich aus dem Bett. Ein scharfer Schmerz schoss in ihr Bein. Es würde ihr noch viele Wochen den Dienst versagen. In der Ecke stand ihre Tasche. Eine Schwester hatte ihr beim Packen geholfen. Sie griff nach den Gehstützen und drückte sich von der Bettkante. Ihr wurde schwindelig und sie sank wieder zurück.  Die Tür öffnete sich. „Wann kommt denn ihr Mann? Wir brauchen das Bett heute nachmittag wieder. Langsam wird es Zeit.“ Sie wartete schon seit Stunden, aber er kam nicht. Die Schwester rief ihr ein Taxi. Der Taxifahrer war ein freundlicher junger Mann. Er holte sie im Zimmer ab und trug ihre Tasche bis in die Wohnung. Erschöpft setzte sie sich in ihren Lieblingssessel. Die Stille war so laut, dass es in ihren Ohren wehtat. Ein Wasserhahn tropfte.  Das Bücherregal war leergeräumt. Sie musste nicht im Kleiderschrank nachsehen, um zu wissen, dass seine Kleider weg waren.  Wie oft hatte sie gestritten, weil er seine Jacke über das Sofa warf, seine Sc

Tauwetter

  Die sterbenden Blüten ahnen den Segen des Tauwetters. Sie saß am Fenster und starrte auf die verlassene Straße. Grau gewordene Schneereste türmten sich von den Autos. Kein Zeichen von Leben zeigte sich zwischen den Reihenhäusern mit den winzigen Vorgärten. Sie wirkten wie die erstarrte Kulisse einer verlassenen Stadt.   Sie kannte nur wenige ihrer Nachbarn. Ein Nicken oder ein kurzer Gruß, mehr war nicht drin.  Vor dem Fenster hatten sich kleine Eiszapfen gebildet. Gleichmäßig tropfte Wasser auf den Boden. Sie versuchte, die Tropfen zu zählen, aber es gelang ihr nicht, ihre Gedanken festzuhalten. Der Blick glitt wieder ins Leere und sie spürte, wie die Kälte sich in ihr ausbreitete. Aus dem Nachbarhaus hörte sie das Geschrei der Kinder. Holger hatte wieder zu viel getrunken, da saß seine Hand recht locker. Ob die Lehrer die blauen Flecken der Kinder nicht bemerkten? Die kleine Mareike wagte kaum noch, ihren Kopf zu heben. Alex war schon 10 und konnte schon fast so gut zuschlagen wie

Es ist Nacht

E   Es ist Nacht. Die Stille wird nur durch das Klappern der Tür unterbrochen, wenn der Wind ins Zimmer fegt.   In der Dunkelheit und Stille dehnen sich die Schmerzen in meinem Körper aus. Meine Gedanken nehmen Fahrt auf. In meinem Kopf entsteht eine Kakophonie, die meine Müdigkeit vertreibt.  Der Schlaf hat sich in die Zimmerecke verkrochen. Alte Gespenster räkeln sich und unwichtige Alltagssorgen blähen sich auf. Sie werden zu hohlen Gestalten, die das Haus bevölkern. Es ist Nacht. Die Träume werfen ihre Netze aus. Gleich zarten Spinnweben schleichen sie sich in meine ruhelosen Gedanken. Es ist die Zeit der Geschichten. Die Seele webt Geschichten, die heilen und Ruhe schenken. Seelengeschichten sind märchenhaft und versponnen. Sie werden von Zauberwesen bevölkert, die naive, kindliche Abenteuer erleben.  Aber es gibt auch die, die von Hammerschlägen und zerberstenden Köpfen erzählen. Die Nacht hält laute und grausame Geschichten bereit und solche, die ihre Wurzeln in quälenden A

Aufblühen im März

  Ich liebe den März. Es tut so gut, wenn die Dunkelheit sich langsam verabschiedet. Noch sind die Nächte kalt und der Winter sitzt noch in den Hausecken. Aber die Schneeglöckchen blühen schon. Sie erzählen vom Leben und von der neuen Kraft, die sich in der Erde regt.  Wir leben auf dem Land und die Natur ist Teil unseres Alltags. Das Werden und Vergehen ist ein Kreislauf, dem wir uns nicht entziehen können und wollen. Trotzdem verlangt der Februar mir einiges ab. Die Energie des Jahresanfangs ist nur noch eine Erinnerung. Die kalten und trüben Tagen erscheinen mir endlos.  Aber im März werden meine Bewegungen schneller und leichter. Ich kann tiefer atmen und fühle mich wieder lebendiger.  Es tut der Seele gut, sich in den Kreislauf der Natur einzuschwingen. Das hilft dir, aus dem Karussell der Gedanken auszusteigen. Dein Leben bekommt Tiefe und Fülle. Mit kleinen Ritualen kannst du deine Tage bewusster gestalten. Sie fliegen nicht mehr an dir vorbei. Nur du selbst kannst dein Leben in