Emilia schlenderte durch die Straße. Die genoss das Leben um sich herum. Es war ein warmer Abend und die Gaststätten hatten ihre Tische und Stühle herausgestellt. Fröhliches Geplauder umschwirrte sie. Getragen von den Stimmen, wurden ihre Schritte leicht.
Unter einem Baum stand eine Bank, auf der sie sitzen und das Gewimmel beobachten konnte. Sie sah junge Familien, deren Kinder zwischen den Tischen fangen spielten. Ein kleiner, südländisch aussehender Junge, sauste mit seinem Roller vorbei. Sie spürte einen leichten Luftzug und hörte sein glucksendes Lachen.
Einige Paare saßen um einen Tisch, die gesenkten Blicke fest auf die Handys gerichtet.
Andere plauderten und lachten. An manchen Tischen herrschte friedliche Stille, an anderen war die Stille aggressiv und drohte, die Luft zu zerreißen. In der Eisdiele schräg gegenüber stritt ein Paar. Die Frau stand auf und lief davon. Sie sah eine Geburtstagsgesellschaft, deren laute Stimmen auf einen gestiegenen Alkoholspiegel schließen ließen.
Emilia saß da und schaute zu, wie man einer Theatervorstellung zuschaut. Aufmerksam, interessiert, ein wenig hineingezogen in die Geschichten und doch außen vor. Sie war zufrieden mit ihrer Zuschauerrolle. Still und vergnügt blieb sie für sich.
Sie spürte eine leichte Erschütterung auf ihrer Bank. Erschrocken drehte sie sich zur Seite und sah, dass sich eine Frau neben sie gesetzt hatte. Emilia war verärgert, denn sie hatte keine Lust auf ein Gespräch. Dann fiel ihr der starre, leere Blick der Frau auf. „Guten Abend“, sagte Emilia. Keine Antwort. „Geht es Ihnen gut?“ Wieder keine Antwort. Es schien, als bemerkte die Frau Emilia nicht.
Die friedliche Stimmung war dahin. Emilia hielt das Schweigen nicht mehr aus. Sie folgte einem Impuls und begann, der Frau, die nur in die Luft schaute, alles zu beschreiben, was sie sah. Die Worte kamen von selbst und Emilia zeichnete mit ihnen ein Bild sprudelnden Lebens. Irgendwann war auch die letzte Geschichte erzählt und sie schwieg. Die Frau hatte nicht reagiert. Endlich erhob sie sich, sah Emilia an und lächelte. Dann ging sie davon.
Die 12.Rauhnacht schließt den Kreis. Ihr ist die Energie des Dezembers zugeordnet, der gerade erst hinter uns liegt. Es ist der dunkelste Monat, aber auch der Monat der Sonnenwende. Das Weihnachtsfest, das heute an die Stelle uralter Sonnwend- und Lichterfeste gerückt ist, feiert den Anbruch einer neuen Zeit. Die Dunkelheit ist zu Ende und das Licht übernimmt im Jahreskreis wieder die Führung. Warten auf das Licht, Rückschau halten und Ausrichtung auf das Neue sind die Geschenke des Dezembers. Vor oder in der letzten Rauhnacht (die Nacht vom 5. auf den 6. Dezember) nimm noch einmal diese Zeit ins Visier. Wie hast du dich gefühlt, bevor du die Zeit der Rauhnächte begonnen hast? Wie fühlst du dich heute? War es eine Last, sich jeden Tag Zeit zu nehmen, die Energie der entsprechenden Nacht aufzunehmen oder ein Geschenkt? Bist du deiner inneren Sehnsucht auf die Spur gekommen? Gib dich in dieser Nacht ganz dem Gefühl hin, aus der Dunkelheit ins Licht zu treten. Gehe diesem stärke
Kommentare
Kommentar veröffentlichen