Machen - Das ist ja eher das Gegenteil von schlafen. Kann ich „schlafen“ machen? Wohl kaum. Schlafen passiert einfach, jedenfalls gelegentlich. Loslassen wäre da eher ein passendes Wort. Für einen Moment die Anspannung und Anstrengung loslassen. Einen Moment anhalten und das aufgeregte Chaos sinken lassen.
Inaktiv- Da muss ich mich schon verrenken, um ein zum Mittagsschlaf passendes Wort mit „i“ zu finden. Bleibt die Frage, ob schlafen wirklich inaktiv ist. Für meinen Kopf sicher nicht. Vor allem mitten im Tagesgeschehen ist es keine fester Schlaf, sondern eher ein Dösen, eine Erlaubnis, für einen Moment nicht aktiv sein zu müssen.
Täglich - ja, ich traue mich kaum, das zuzugeben. Ich versuche täglich meinem Alltag einen kleinen Nachmittagsschlaf abzutrotzen. Eine winzige Zäsur, die Abstand schafft. Meine Kinder lernten früh, dass ich besser auszuhalten war, wenn ich nach all dem Lärm in der Schule am Nachmittag eine kurze Zeit der Stille geschenkt bekam. Sie wagten nur selten, mich in diesen 20 Minuten zu stören.
Trauer - Warum fällt mir das Wort ein? Mag sein, dass die Trauer um so viel ungelebtes Leben sich in kleinen Häppchen in meinen Mittagsschlaf drängt. Es stellt sich ja auch die Frage, warum ich es nicht schaffe, einen Tag durchzustehen, ohne zwischendurch kurz auszusteigen.
Augen schließen - Ist ein Mittagsschlaf schon ein Weg, die Augen zu verschließen vor dem, was ist? Hat es was mit Nicht-Hinsehen zu tun, dass mein Tag eine Zäsur braucht. Stille wäre ja auch bei einer Meditation gegeben. Lebe ich immer noch nicht „mein“ Leben? Schöpfe ich immer noch nicht aus der tiefen Quelle in mir?
Genuss - Unbestreitbar ist es ein Genuss, den Kopf auf das Kissen zu legen und mich in eine Decke einzukuscheln. Irgendwie behütet und mit einem Kleinen „Ihr könnt mich alle mal…“ im Kopf.
Sonderbar - Ein Mittagsschlaf ist in unseren nördlichen Breitengraden wahrhaftig eine sonderbare Angewohnheit. Er ist ja auch nur möglich, weil sich meine Arbeit in zwei Teile teilt. Morgens im Chaos und nachmittags am Schreibtisch- mit nicht weniger Chaos. Aber den Vorwurf: Du bist doch kein Kleinkind, dass soviel Schlaf braucht!, musste ich mir auch schon anhören.
Schlaf - Die Flucht in den Schlaf war mir immer schon ein einsichtiges Bild. Die Schlafende ist allen Anforderungen abgewandt. Untätig auf dem Sofa ausgestreckt- verschenkte Lebenszeit. Wenn es aber doch auch Genuss ist, ist es wirklich verschenkte Lebenszeit? Jedenfalls ist die kleine Alltagsflucht weitgehend unschädlich für mich und die Menschen um mich herum.
C
Hoffnung - Wieder so ein merkwürdiges Wort, das sich in meine Hirnwindungen schleicht. Was ist die Hoffnung, wenn ich mich hinlege und die Augen schließe? Ist es die Hoffnung, dass mein Leben leichter geworden ist, wenn ich wieder aufwache? Lege ich mich hin, hoffend, dass meine Kräfte nachher soweit wieder hergestellt sind, um die zweite Hälfte des Tages auszuhalten?
Leichtigkeit - Wird mein Leben durch die kleine Flucht leichter? Kann ich die Schwere hinter mir lassen? Auf jeden Fall kann ich die aufgeregte Verantwortlichkeit in der Schule ein Stück weit hinter mir lassen. Warum ich auch am Wochenende schlafe? Reine Faulheit…
Alpträume - Mag sein, dass ich meinen Mittagsschlaf deshalb so mag, weil die Alpträume in der Kürze der Zeit nur selten in mein Bewusstsein vordringen. So ist es ungefährlich, die Schutzmauern für einen Moment sinken zu lassen. Die Zeit reicht einfach nicht für gruselige Bilder.
Faulheit - Ja, auch das ist sicher ein Hintergrund. Es gab und gäbe auch heute immer so viel zu erledigen in dieser Zeit. So viele Aufgaben, so viele Ansprüche warten auf mich. Lauter Stimmen drängen sich in meinen Kopf, die mich mehr oder weniger laut ermahnen: Reiß dich zusammen! Lass dich nicht so hängen! Allein, ich zeige ihnen einen Vogel und lasse es mir gut gehen.
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